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Wir schreiben Geschichte

Der blinde Organist Gustav Garzaner kam zu Weihnachten im Jahr 1879 während eines „inbrünstigen Gebetes“ zur Überzeugung, einen Verein zu gründen, um eine Einrichtung für blinde Menschen zu errichten.

Drei Monate später wurde seine Vision offiziell gemacht, ein Jahr später die Liegenschaft in der Grazer Leonhardstraße – mit zwei Häusern, Garten und Park – mit Geld aus großen Sammel- und Werbeaktionen erstanden.

Feierlich eröffnet wurde die „Odilien-Erziehungs- und Versorgungsanstalt für Blinde in Steiermark“ am 10. Mai 1881 – am Hochzeitstag und dem Protektorat von Kronprinz Rudolf und Erzherzogin Stephanie.

Mit diesem Tag zogen die ersten fünf Kinder in die neu gestalteten Räumlichkeiten ein und wurden in sämtlichen Fächern der Volksschule unterrichtet – zusätzlich in Gesang, Musik und blindengerechter Berufe.

Hoher Besuch am 5. Juli 1883: Kaisers Franz Josef beehrt die Odilien mit seinem Besuch, im Oktober 1987 kommt auch das Thronfolger-Ehepaar. Stets wird erweitert, adaptiert und verändert – 1892 eröffnet die Bürstenbinderei neue Möglichkeiten.

Zur Jahrhundertwende werden in zwei Einrichtungen 113 Kinder und Erwachsene von 44 Lehr- und Betreuungspersonen gelehrt und beschäftigt –zum 25-jährigen Jubiläum 1906 sind es bereits 121 Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit. Seit 1912 ist das Odilien-Institut berechtigt, die Meisterprüfung für Bürsten- und Korbmacher abzunehmen.

Die (Nach-)Kriegsjahre

Während der Jahre des Ersten Weltkriegs wird eine eigene Kriegsblinden-Abteilung betreut, die bis 1920 bestehen bleibt. Kurz darauf entwertet die Inflation sämtliche Rücklagen. Das Odilien-Institut kann nur durch Spenden aus dem Vatikan, Holland und der Schweiz gerettet werden.

Seit 1926 heißt der Vorstand auch Frauen willkommen.

Aufgrund finanzieller Anspannungen mussten die Werkstätten 1934 zusammengelegt werden. Während der NS-Zeit wurde das Institut in Blindenschule mit Heim umbenannt. Die taubblinde Dichterin Irene Ransburg wird 1944 aus dem Institut nach Theresienstadt verschleppt, schon kurz danach wird sie im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Nach Bombeneinschlägen im Garten flüchten Betreuuer:innen sowie Bewohner:innen nach St. Paul im Lavanttal und kehren erst nach Kriegsende wieder zurück.

Im Juni 1946 beschließt die Generalversammlung die Wiederaufnahme der Statuten aus der Zeit vor 1938 – damit wird die Basis für einen erfolgreichen Werdegang des Odilien-Instituts gesetzt: Regelmäßig werden die lehrenden und pädagogischen Angebote erweitert – neue Gebäude belebt und eröffnet – 1993 wird das Hauptgebäude generalüberholt sowie um- und ausgebaut.

Bald wird das Wohnheim für vollzeitbetreutes Wohnen errichtet, 1998 wird die erste Klasse der Privaten Volksschule Odilien-Institut mit Integration und Tagesheim eröffnet. Der Erfolgsweg nimmt seinen Lauf, dabei wird 2017 die NMS Odilien eröffnet, wo der Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung gemeinsam in Integrationsklassen stattfindet.

Details zur Geschichte des Odilien-Instituts auf Anfrage und per E-Mail an verwaltung@odilien.at.